Adidas vs. Nike – Kampf der Sportgiganten

Es ist fast schon eine Glaubensfrage – Adidas oder Nike. Die beiden Sportartikelhersteller sind nicht nur Ausrüster von Sportlern und Mannschaften, die sich in Wettkämpfen messen, sie selbst führen seit Jahrzehnten einen Wettkampf um die Vorherrschaft im Sport. Es geht schon lange nicht mehr darum, wer wie viele Teams oder Spieler unter Vertrag hat, es geht um Prestige, Macht und der Genugtuung, dem Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein.

Wenn es um die wirtschaftlichen Zahlen geht, dann eilt Nike seinem Wettbewerber aus Herzogenaurach davon. Für das Geschäftsjahr 2015/2016 erwartet der US-Konzern einen Umsatz von über 32 Mrd. Dollar (umgerechnet ca. 30 Mrd. EUR). Adidas selbst kommt „nur“ auf einen Umsatz von knapp 17 Mrd. EUR. Die beiden Sportgiganten liegen damit weit vor Rivalen, wie Puma oder Under Armour, die bei unter 4 Mrd. EUR Umsatz für 2015 liegen (Quellen: statista.de).

Der Kampf ums deutsche Trikot
Adidas erobert gerade im Heimatmark von Nike, den USA, kräftig Marktanteile. Auch wenn Nike hier noch klar vorne liegt, macht sich der Hersteller mit dem berühmten Markenzeichen, dem „Swoosh“, sorgen. Das auch aus gutem Grund, denn immer noch erwirtschaftet Nike 60 % seines Umsatz im US-Markt. So verwundert es nicht, dass auch Nike versucht in fremdem Gewässern zu fischen.

Mit dem Vorstoß den Deutschen Fußball-Bund (DFB) davon zu überzeugen, in Zukunft auf Nike zu setzten, hat der Sportartikelhersteller nicht nur bei Adidas viel Staub aufgewirbelt. Denn dass Adidas in der deutschen Sportwelt sehr gut vernetzt ist, ist kein Geheimnis. Ob als Anteilseigner vom Bundesligaprimus Bayern München oder die Verbindungen in die Führungsetage des DFB – Adidas weiß wie man Geschäfte macht. Schon sehr früh verstand Unternehmensgründer Adi Dassler, dass „hochwertige“ Kontakte über kurz oder lang auch Umsätze bringen. So stattet er die Weltmeistermannschaft von 1954 mit den bekannten drei Streifen aus. Der Rest ist Geschichte.

Nike hat schon im letzten Jahr sein großes Interesse am DFB gezeigt und dieses Interesse auch in Form einer Präsentation beim Deutschen Fußball-Bund deutlich gemacht, ohne ein konkretes Angebot zu unterbreiten. Vor der EM folgte dieses und hatte es in sich. Nike bot dem DFB ca. 70 Millionen Euro pro Jahr. Adidas hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vertrag mit dem DFB über 25 Millionen im Jahr. Das Angebot sorgte in der  Zentrale bei Adidas und in der Medienlandschaft in Deutschland für großes Erstaunen. Denn neben diesem Mega-Angebot, bot Nike noch weitere „Benefits“. So sollte der DFB die Vorzeigemannschaft des US-Konzerns werden. Dazu zählte auch, dass in Zukunft die Trikots der Deutschen Nationalmannschaft exklusiv über den DFB vertrieben werden sollten und nur ausgewählte Nike-Stores das Trikot anbieten würden. Zudem wäre die Nationalmannschaft das Aushängeschild in den internationalen Kampagnen und würde noch vor Mannschaften wie Brasilien oder dem FC Barcelona höchste Priorität genießen.

Einfluss siegt über Geld      
Dieses Angebot sorgte in der Führungsetage von Adidas für sehr viel Unruhe. Denn Adidas ist jetzt seit 60 Jahren Ausrüster der DFB-Elf und würde eine bittere Niederlage gegen den Erzfeind einstecken, wenn sich der DFB für Nike entscheidet. Das Adidas auf so ein Angebot reagieren kann bzw. davon sehr frühzeitig erfährt, hängt mit der „Matching-Offer-Right“ -Klausel zusammen. Diese räumt Adidas ein Vorkaufsrecht ein, so dass das Unternehmen mit einem eigenen (erhöhten) Angebot reagieren kann.

Der DFB war in einer sehr guten Verhandlungsposition und nutze diese auch. Während der EM in Frankreich verkündete der DFB seine Entscheidung. Adidas bleibt bis 2022 Ausrüster der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Aber zu neuen Konditionen, die zwar unter dem Angebot von Nike liegen, aber dem DFB immerhin satte 50 Millionen Euro pro Jahr bringen. Das ist eine Verdoppelung, der bisher jährlich gezahlten 25 Millionen.

Es kann nur spekuliert werden, wieso der DFB nicht das lukrativere Angebot von Nike annahm. Ob es der Einfluss des deutschen Sportartikelherstellers war, ob Verantwortliche und einflussreiche Personen aus dem Sport Druck auf den DFB ausgeübt haben oder ob der DFB die langjährige Zusammenarbeit und den „emotionalen“ Wert der Marke Adidas für wichtiger, als das höhere Angebot hielten, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sich Adidas in Zukunft nicht mehr ruhig zurücklehnen kann. Sie sind gewarnt und müssen immer damit rechnen, dass sich die Verantwortlichen beim DFB bei folgenden Verhandlungen nicht mehr auf eine nostalgische Verbundenheit mit dem fränkischen Traditionsunternehmen einlassen werden.

Die Rivalität geht weiter
Die Deutsche Nationalmannschaft ist nur ein Beispiel beim ewigen Kampf der beiden Sportgiganten. Dieser wird an vielen Grenzen ausgefochten. Ob Sponsoring für einzelne Spieler oder Vereinsmannschaften, Marktanteile oder Einfluss in der Sportwelt, es geht oftmals nicht mehr um die Sache, sondern um das Gewinnen. Solange es sportlich und fair bleibt, ist alles gut.